Neues sonographisches Zeichen für die Diagnose der Riesenzellarteriitis

Angiologen des Universitätsklinikums Basel haben in Kooperation mit der dortigen Rheumatologie ein neues sonographisches Zeichen für die Diagnose der kranialen Manifestationsform der Riesenzellarteriitis (RZA, syn. Arteriitis temporalis) erstmals beschrieben und in einer prospektiven Kohortenstudie evaluiert. Dieses sogenannte Kompressionszeichen wird, in Analogie zur Kompressionssonographie der Venen, im  B-Bild-Modus (Gefäßquerschnitt) überprüft und als positiv gewertet, wenn unter  Kompression der Temporalarterie die Gefäßwand aufgrund der entzündlichen Gefäßwandverdickung weiterhin sichtbar ist.

Zwischen März 2009 und September 2011 wurden insgesamt 80 Patienten mit Verdacht auf RZA im Bereich der oberflächlichen Temporalarterien sonographisch untersucht. Im Vergleich zu den als Referenzstandard angesehenen Klassifikationskriterien des American College of Rheumatology wiesen dabei sowohl das etablierte, mittels Duplexsonographie bestimmte Halo-Zeichen als auch das Kompressionszeichen eine Sensitivität von 79% und eine Spezifität von 100% für die Diagnose RZA auf. Positiver bzw. negativer prädiktiver Wert betrugen 80% und 100%.

Die Autoren schlussfolgern, dass mit dem Kompressionszeichen ein in der diagnostischen Güte dem Halo-Zeichen vergleichbarer diagnostischer Parameter vorliegt. Für das Halo-Zeichen ist jedoch bekannt, dass durch die untersucherabhängige Geräteeinstellung bei der Duplexsonographie (Colour gain, Pulsrepetitionsfrequenz) die diagnostische Genauigkeit eingeschränkt sein kann. Wenn auch die Interobserver-Übereinstimmung in der vorliegenden Studie nicht getestet wurde, so mutmaßen die Autoren doch, dass dieser Parameter möglicherweise aufgrund der einfachen Anwendbarkeit robuster als das Halo-Zeichen sei. Um diese Hypothese zu belegen,  sind jedoch weitere Studien, die das Kompressionszeichen unabhängig vom Halo-Zeichen sowie durch mehrere unabhängige Untersucher untersuchen, erforderlich.

Zusammenfassend kann gegenwärtig das Kompressionszeichen zusätzlich zum Halo-Zeichen in der Sonographie der Temporalarterien bei V.a. RZA geprüft werden, um positive bzw. negative Befunde zu erhärten. Ob die auf die Kompressionssonographie beschränkte Untersuchung bei vergleichbarer diagnostischer Güte eine höhere Übereinstimmung zwischen verschiedenen Untersuchern als die Farbduplexsonographie zeigt, müssen zukünftige Studien klären. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass angesichts der verschiedenen Befallsmuster bei V.a. RZA neben den Temporalarterien stets auch die extrakraniellen Arterien, insb. die A. subclavia und A. axillaris auf das Vorliegen einer vaskulitisbedingten echoarmen, konzentrischen Wandverdickung untersucht werden sollten.


Literatur:

Temporal Artery Compression Sign - A Novel Ultrasound Finding for the Diagnosis of  Giant Cell Arteritis. Aschwanden M, Daikeler T, Kesten F, Baldi T, Benz D, Tyndall A, Imfeld S, Staub D, Hess C, Jaeger KA. Ultraschall Med. 2012 Jun 12. [Epub ahead of print]

Abstract der Studie