Interview mit Prof. Hoffmann

Prof. Ulrich Hoffmann

Sechs Fragen an Herrn Prof. Ulrich Hoffmann, Leiter der Sektion Angiologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV des Klinikums der Universität München und von 2012-2018 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Angiologie.

Auf welchem Weg haben Sie in die Angiologie gefunden und wer hat Sie dabei maßgeblich beeinflusst?

Ich habe meine klinische und wissenschaftliche angiologische Prägung in der Abteilung Angiologie des Universitätsspitals Zürich im Rahmen eines Stipendiums der DFG erhalten. Besonders beeinflusst haben mich der Chef der Abteilung Prof. Alfred Bollinger und sein Leitender Arzt Dr. Ernst Schneider, bei dem ich meine interventionelle Ausbildung absolvieren konnte.

Was an der vaskulären Medizin fasziniert Sie am meisten?

Vaskuläre Medizin funktioniert nur sinnvoll im interdisziplinären Ansatz eingebettet in die Innere Medizin. Vaskuläre Medizin erfordert  angesichts der Multimorbidität der Patienten ganz wesentlich gute internistische Kenntnisse und ein solides angiologisches Spezialwissen. Diese Rahmenbedingungen und die klinische Breite des Faches waren und sind für mich ein wesentlicher Grund mich nach wie vor mit großer Begeisterung dem Gebiet der vaskulären Medizin zu widmen.

Was war die für Sie spannendste Entwicklung auf dem Gebiet der Gefäßmedizin in den letzten Jahren?

Die rasanten technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der endovaskulären Therapie von Gefäßerkrankungen haben zu einer markanten Verschiebung der Therapieoptionen vaskulärer Erkrankungen hin zu den katheterbasierten und für den Patienten schonenderen Methoden geführt. Daneben erleben wir derzeit durch die Entwicklung der neuen oralen Antikoagulantien erstmals seit über 50 Jahren einen Paradigmenwechsel in der Behandlung thromboembolischer Erkrankungen. Neue Thrombozytenaggregationshemmer werden uns vermutlich effektivere Behandlungsoptionen in der Sekundärprophylaxe arteriosklerotischer Komplikationen bei unseren vaskulären Hochrisikopatienten eröffnen.

Sie sind seit 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Angiologie. Wo steht die Angiologie in Deutschland im Jahr 2014 und welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft?

Die Angiologie hat sich als jüngste Fachdisziplin im Fächerkanon der Inneren Medizin fest etabliert. Angesichts der absehbaren epidemiologischen Entwicklung der Gefäßerkrankungen werden wir als Gefäßmediziner eine zunehmend wichtigere Rolle in der medizinischen Versorgungslandschaft spielen. Dies gilt es auch im interdisziplinären Kontext mit unseren Kooperationspartnern herauszuarbeiten und zu unterstreichen.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft gesetzt?

Drei wichtige Ziele sind: Nachwuchsförderung, eine lebendige wissenschaftliche Fachgesellschaft und die Gestaltung der neuen Weiterbildungsordnung.
Eine Fachgesellschaft lebt durch die Aktivität und das Engagement ihrer Mitglieder. Nachwuchsförderung spielt hier eine entscheidende Rolle. Das Forum Junger Angiologen ist eine wichtige Plattform frühzeitig junge Kolleginnen und Kollegen für die Gremienarbeit in unserer Fachgesellschaft zu begeistern.
Eine Kernaufgabe unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft ist die Förderung und Sichtbarmachung der vaskulären  Grundlagenforschung und der klinischen Forschung. Die Sektionen unserer Fachgesellschaft bilden dabei das wissenschaftliche Rückgrat der Gesellschaft und sollen sich zukünftig vermehrt als Kondensationspunkt für  wissenschaftliche Arbeit verstehen. Ziel sollte sein, dass sich möglichst viele  Mitglieder unserer Fachgesellschaft in die thematischen Schwerpunkte der Sektionen einbringen und die Sektionsarbeit mitgestalten.
Die neue Weiterbildungsordnung wird derzeit diskutiert. Hier beteiligt sich die Fachgesellschaft intensiv an der Diskussion um die zukünftige Ausgestaltung mit dem Ziel, das Fachgebiet der Angiologie im interdisziplinären Kontext als gefäßmedizinische Kerndisziplin in Prävention, Diagnostik und Therapie abzubilden.

Welchen Rat würden Sie Medizinstudenten und Assistenzärzten geben, die sich für eine akademische Laufbahn in der Angiologie interessieren?

Die Planung sollte schon mit der Wahl der Doktorarbeit in einem vaskulär orientierten Themengebiet beginnen und sich dann mit kontinuierlicher wissenschaftlichem Arbeit und  klar definiertem Focus im Rahmen der Weiterbildung zum Facharzt fortsetzen. Ein Forschungsaufenthalt im Ausland gibt nicht nur neue wissenschaftliche Impulse sondern rundet das wissenschaftliche Curriculum für die Habilitation ab. Die frühzeitige Einbindung in die studentische Lehre schult rhetorische und didaktische Fähigkeiten und ist für die Ausstellung der Lehrbefähigung selbstverständlich von essentieller Bedeutung.

Das Interview führte Michael Czihal.