Interview mit Prof. Espinola Klein

Prof. Dr. med. Espinola-Klein

Fragen an Frau Prof. Espinola-Klein, Leiterin des Schwerpunkts Angiologie an der II. Medizinischen  Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz; Kongresspräsidentin der Jahrestagung der DGA in Mainz 2012. 

Frau Prof. Espinola-Klein, wie war Ihr Weg in die Angiologie und wer hat Sie auf diesem Weg maßgeblich beeinflusst?

Ich habe meine ärztliche Weiterbildung in der Kardiologie begonnen und diese auch abgeschlossen. Erste Berührungspunkte mit der Angiologie ergaben sich allerdings bereits im Studium bei meiner Promotionsarbeit über Gefäßkomplikationen nach Koronarangiographie. Im Rahmen meiner Forschung wurde mein Interesse für die verschiedenen Ausprägungen der Atherosklerose in unterschiedlichen Gefäßprovinzen geweckt. Hierfür erlernte ich neben der Duplexsonographie auch unterschiedliche funktionelle angiologische Untersuchungen. Herr Dr. Helmut Kopp, der damals für die angiologische Diagnostik in der Universitätsmedizin Mainz zuständig war, war mein angiologischer Lehrer. Besonders faszinierte mich die Vielseitigkeit und Interdisziplinarität der Gefäßmedizin. Helmut Kopp hat mich für die Angiologie begeistert und ich bin froh, dass ich diese Begeisterung seitdem schon oft an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter geben konnte.

Welches sind die für Sie spannendsten gefäßmedizinischen Krankheitsbilder (alternativ denkwürdigster Fall)?

Besonders spannend finde ich die Differentialdiagnostik akraler Durchblutungsstörungen. Hier zeigt sich sehr deutlich die interdisziplinäre Ausrichtung der Angiologie mit Schnittstellen beispielsweise zur Rheumatologie, Kardiologie, Diabetologie, Neurologie, Arbeitsmedizin, Hämostaseologie und Onkologie. Nach meiner Erfahrung findet man oft mehr als eine Ursache für die Perfusionsstörung, wenn man nur genau hinschaut. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Hockeyspielerin mit Embolie in die Finger bei Thoracic Outlet Syndrom und Thrombophilie oder an einen Sportler mit Embolie in den Fuß mit poplitealem Entrapment und essentieller Thrombozytose.

Sie engagieren sich in der Deutschen Gesellschaft für Angiologie und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Was ist Ihre Motivation für diese ehrenamtliche Tätigkeit und wie halten Sie die Balance zwischen klinischer und wissenschaftlicher Tätigkeit sowie der Arbeit in den Fachgesellschaften?

Mein besonderes Interesse gilt dem klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchs. Für mich ist das die wichtigste Investition in die Zukunft der klinischen und wissenschaftlichen Medizin. Es macht mir großen Spaß mit jungen motivierten Kolleginnen und Kollegen zusammen zu arbeiten. Daher engagiere ich mich auch in der Universität für die Studierenden als Unterrichtsbeauftragte, im Ausschuss für die Lehre und im Fachbereichsrat. Diese Arbeit und die Mitarbeit in den Kommissionen der DGIM und DGA gibt mir viel Positives zurück, dass mich auch für meine sonstige klinische und wissenschaftliche Arbeit weiter motiviert. Die Vielseitigkeit der Aufgaben an einer Universität mit Forschung, Krankenversorgung,  Lehre und Nachwuchsförderung ist zwar eine Herausforderung, macht aber auch das spannende und faszinierende der universitären Medizin aus.

Sie haben als Kongresspräsidentin die Jahrestagung der DGA in Mainz 2012 organisiert. Welche Erfahrungen konnten Sie aus dieser anspruchsvollen Aufgabe mitnehmen?

Die Kongress-Organisation war eine große Herausforderung, vor der ich zugegebener Maßen viel Respekt hatte. Dank eines großartigen Teams hat die Aufgabe uns allen viel Spaß gemacht und wenn der Kongress gut läuft entschädigt das für die vorherige Aufregung. Glücklicherweise wurden wir auch von den Mitarbeitern des Kongress-Büro Lentzsch tatkräftig unterstützt. Außerdem konnte ich auf die Erfahrungen früherer Kongresspräsidenten zurück greifen und bin beispielsweise Frau Prof. Lindhoff-Last, Dr. Amendt, Prof. Schulte und Prof. Hoffmann sehr dankbar für deren Ratschläge. 

Zu Weihnachten haben mir meine Mitarbeiter eine tolle Collage mit vielen Fotos vom Kongress, den verschiedenen Kongressschriften und Zeitungsartikeln geschenkt, über die ich mich sehr gefreut habe. Jeder Einzelne hat mitgeholfen und ist auf den Fotos zu sehen. Immer wenn ich von meinem Schreibtisch auf das Bild blicke, denke ich gerne an den September 2012 zurück!